WackerMedia präsentiert das große Interview mit Cheftrainer Aytac Uzunoglu

10 Fragen und Antworten vor dem Start der Westfalenliga

Cheftrainer Aytac Uzunoglu (links) mit Co-Trainer Steffen Golob (Mitte) und 9er Marc Schröter

Aytac, vor 3 Tagen hast du mit deinem Team zum ersten Mal den Kreispokal gewonnen. Welche Wirkung kann dieser Erfolg mit Blick auf den Saisonauftakt der Westfalenliga entfalten?

Generell war es sehr beruhigend, zu sehen, dass wir unter Wettkampfbedingungen Leistung liefern. Diesmal mit dem Effekt, dass wir uns den Titel geholt haben. In der Euphorie, die wir sowieso als Aufsteiger haben, sollte das nochmal Kräfte freisetzen.

Deswegen waren es jetzt einfache zwei Wochen für uns vor dem Ligabeginn, weil der Pokalsieg den Jungs zusätzlichen Auftrieb gibt und die Vorbereitung von daher besondere Freude gemacht hat.

Im Endspiel wurde deutlich, dass Wacker immer dann überzeugt, wenn es darauf ankommt. Wie kannst du den Erhalt dieser Spannung auf die kommenden Meisterschaftsspiele übertragen?

Man muss wissen, dass die Liga wie ein Marathon ist. Mehr noch, als wir es bisher gewohnt sind. Wichtig ist, dass man am ersten Spieltag nicht alles raushaut, was man hat und danach in ein Loch fällt. Jede Woche muss alles wieder auf´s Neue erarbeitet werden.

Von der Ansprache her, von der Stimmung und den inneren Gefühlen muss man sich mit Blick auf die Sonntagsspiele steigern. Dazu gehört auch eine sehr gute mentale Vorbereitung. Deshalb gilt es dienstags im Training langsam die Spannung aufzubauen, donnerstags und freitags sehr gut zu arbeiten.

Zwischen Taktik und Einzelgesprächen müssen die Spieler das Gefühl bekommen, ein Team zu sein. Sie sind aber auch Konkurrenten, wenn es um Stammplätze geht. Die Balance dabei ist von Woche zu Woche entscheidend.

Wie schätzt du das Niveau der Verbandsliga im Vergleich zur Landesliga ein?

Das Niveau der Verbandsliga schätze ich im Vergleich zur Landesliga deutlich höher ein. Diese unterscheiden sich deutlich. Nicht unbedingt in der Landesligaspitze. Wenn man Wacker, IG Bönen und den TuS Bövinghausen nimmt, dann wären diese drei Mannschaften auch in der letzten Saison in der Westfalenliga ordentlich zurecht gekommen.

Von der Breite her ist die Verbandsliga aber eine andere Hausnummer. Das werden wir deutlich zu spüren bekommen. Wenn ich die Kader vergleiche, gibt es nur ganz wenige Mannschaften mit einem deutlich schlechteren Kader als wir.

Deswegen werden wir viele 50:50-Spiele haben, in denen die Tagesform entscheidet. Moral und Stimmung innerhalb der Mannschaft können dann entscheidend sein. Das sind Charakterspiele, in denen nicht unbedingt das Talent der einzelnen Spieler die Entscheidungen herbeiführt.

Hast du Favoriten auf die Meisterschaft ausgemacht?

Ich bleibe dabei. DSC Wanne ist für mich der Topfavorit, auch aufgrund der Platzierung in der letzten Saison (Platz 2, die Redaktion). Der DSC hat kaum Abgänge zu verzeichnen, hat die größte Erfahrung und eine langjährige Tradition in der Verbandsliga.

Daneben sehe ich den TuS Bövinghausen. Mit dem Kader und dem finanziellen Aufwand müsste er eigentlich auch aufsteigen. Darüber hinaus sehe ich den TuS Hordel und den FC Lennestadt als erste Verfolger.

Fünf Teams müssen am Ende der Saison den Gang nach unten in die Landesliga antreten. Warum wird dein Team nicht dabei sein?

Ganz einfach. Weil die sportliche Qualität dieser Mannschaft einfach besser ist, als fünftletzter  oder schlechter zu werden. Weil der Verein, die Trainer, das Umfeld, die Mannschaft so eine hohe Identifikation und Bereitschaft mit sich tragen, die Liga zu halten und mehr. Aus diesen Gründen werden wir es schaffen, sonntags Punkte einzufahren, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

Welche sportlichen Tugenden benötigt dein Team im Besonderen zum Bestehen der neuen höherklassigen Herausforderung?

Beim Fußball wiederholen sich bestimmte Parameter immer wieder. Disziplin ist das A&O im Team. Mutig zu sein, zielstrebig zu sein, selbstbewusst und leidenschaftlich zu sein, unbedingt auch optimistisch sind die wichtigsten Dinge.

Dass man Teamgeist lebt und kommunikativ ist, um jeden Gegner anzugehen. Jeder Einzelne muss diese Persönlichkeitsmerkmale ins Team bringen und das Team diese dann auf´s Feld. Dann wird es auch erfolgreich sein.

Mit welcher Aufstellung wird dein Team am kommenden Wochenende gegen den SV Gerlingen auf dem Platz stehen? Der Konkurrenzkampf ist ja groß und die ein oder andere Enttäuschung vorprogrammiert.

Die Aufstellung ist in der Tat noch ein kleines Geheimnis. Aktuell habe ich acht Positionen besetzt. Drei sind noch offen. Wir haben in der Vorbereitung sowohl  mit Dreierkette gespielt, als auch 4-3-3 und 4-4-2. Es waren drei Grundordnungen, die mir sehr gut gefielen.

Ich bin noch nicht ganz sicher, welche Stärken wir am Sonntag auf den Platz bringen. Ich möchte mich nicht nach Gerlingen richten, sondern an dem Tag komplett über unsere eigenen Stärken kommen. Das werden wir in dieser Woche noch im Training erarbeiten.

Der  Anspruch der allermeisten Spieler ist ein Stammplatz. Das bedeutet aber bei 24 Spielern, dass 13 erstmal nicht beginnen. Das muss jedem klar sein. Unser Kader ist sehr ausgewogen. Deshalb wird auch nicht jeder immer spielen.

Wir haben mit Sicherheit einige Spieler, die unverzichtbar sind, die immer in die Mannschaft gehören. Darüber hinaus haben wir viele Spieler auf ähnlich hohem Niveau, die wir immer wieder beobachten und dann vor taktischen Hintergründen über deren Einsatz entscheiden.

Jeder muss verstehen, dass es in diesem Kader 18 bis 20 Stammspieler gibt und es jeden Spieler treffen kann, zwei oder drei Spiele lang nicht von Anfang an dabei zu sein. Trotzdem erwarten wir vollen Einsatz. Wer das nicht versteht, ist falsch in dieser Mannschaft.

Haben dich die Neuzugänge überzeugt?

Die Neuzugänge sind allesamt sehr gute Jungs. Mittlerweile sind es ja auch sechs. Moritz Schlegel hat sich uns noch angeschlossen, ein 19-jähriger Innenverteidger aus der A-Jugend von Westfalia Herne.

Sebastian Freyni ist ein gestandener Spieler mit Oberliga- und Westfalenligaerfahrung. Ramin Shabani und Moritz Schlegel kommen direkt aus der A-Jugend, Don Schreiber ist im zweiten Seniorenjahr. Yassine Bellahcen ebenfalls. Auch Nils Gehrmann ist jetzt erst in seinem vierten Seniorenjahr, trotzdem aber noch in der Kategorie „jung und talentiert“.

Das sind alles Jungs, die Mega-Entwicklungspotenzial haben, Bei Sebastian Freyni sieht man immer wieder seine Qualitäten als Spielmacher, der jederzeit in der Lage ist, den „tödlichen“ Pass zu spielen. Einen solchen Typen hatten wir bisher nicht in der Mannschaft. Deshalb freuen wir uns, eine solche Option im Kader zu haben.

Wir sind gespannt auf die Entwicklung dieser Jungs, von denen der ein oder andere in der Vorbereitung etwas hat aufblitzen lassen.

Leider hat Yassine Bellahcen Pech mit einem Bandscheibenvorfall. Wir hoffen, dass er nächste Woche wieder ins Lauftraining einsteigen kann. Dann wird er noch vier oder sechs Wochen brauchen, die er bis hierher verpasst hat. Insgesamt sind wir sehr zufrieden.

Du hast deinen Vertag um 2 Jahre verlängert. Was bedeutet diese Vertragsunterzeichnung für dich?

Die Vertragsunterzeichnung ist an die nächsten zwei Jahre geknüpft. Da ist es wichtig für mich zu sehen, dass wir nicht mit Glück in die Verbandsliga gekommen sind. Der erste Schritt wird sein, sich in der Liga zu etablieren, die Liga zu halten. Der nächste Step ist vielleicht noch ein Stück weiter. Ich möchte die Mannschaft Schritt für Schritt verbessern. Zustimmende Signale habe ich vom Verein erhalten. Deswegen war es auch kein Problem für mich, meinen Vertrag zu verlängern.

„100 Prozent Herzblut“ – Wie füllst du diesen Wacker-Slogan?

Wenn man meinen fünfjährigen Werdegang bei Wacker verfolgt, aus der Bezirksliga heraus, jetzt im vierten Jahr als Cheftrainer, dann weiß man, dass ich mehr tue, als ein Trainer einer 1. Mannschaft tun muss. Das beweist, dass mir der Verein sehr ans Herz gewachsen ist.

Auch die weiteren Mannschaften sind mir wichtig, die Jugend und der Kontakt zu allen Trainern. Außerdem macht es mir großen Spaß, im Altherren-Team zu spielen mit echtem Wir-Gefühl.

Ein Verein hat aber nicht nur soziale Aufgaben. Natürlich soll er auch Treffpunkt sein. Es soll aber auch guter Fußball gespielt werden. Ich bin immer darauf bedacht, professionell zu arbeiten. Wenn das dann noch bei einem Verein ist, von dem man selbst Fan ist – umso schöner!

Gerne mit seinen Jungs am Ball ist Aytac Uzunoglu (rechts)