Nationalismus und Diskriminierung im Fußball – Unsere Position

Es ist an der Zeit, dass wir uns als SV Wacker Obercastrop klar und unmissverständlich positionieren. Nationalismus, Diskriminierung, offener und versteckter Rassismus haben im Sport, im Fußball und ganz besonders in unserem Verein nichts, aber auch garnichts zu suchen!

Gab es in steigender Anzahl in den vergangenen Monaten immer wieder Berichte aus den Amateurligen über gewalttätige Ausschreitungen unter Beteiligung von Spielern und Zuschauern, in der Regel auch auf Kosten der in ihrer Freizeit zum Wohle der Vereine ehrenamtlich tätigen Schiedsrichtergespanne, so gipfeln diese aktuell quer durch National-, Profi- und Amateurligen europaweit in politisch lancierten unerträglichen Hasstiraden.

Das Bild der salutierenden türkischen Nationalmannschaft nach dem Länderspiel gegen Albanien vor Augen, übernommen von Spielern dreier Amateurvereine im Kreis Recklinghausen, die sich dafür vor dem Verbandssportgericht verantworten müssen, gilt es ganz klar zu sagen: Das wollen wir nicht! Davon distanzieren wir uns! Unser Fußballsport hat keinen Platz für rassistische Ideologien und politisch motivierte Trittbrettfahrer!

Wenn Borussia Dortmunds Geschäftsführer Joachim Watzke in dieser Woche in der ZDF-Talkshow „Lanz“ formulierte „Mich verstört das Bild auch, das ist schwer zu ertragen. Wir sollten uns aber vielleicht erst einmal auf die konzentrieren, die den militärischen Gruß abliefern und nicht auf die, die es geliked haben“, dann sind wir damit nicht ganz einverstanden. Die Jasager gab es zu allen Zeiten. In den heutigen Zeiten der Macht der Social Media haben diese „Liker“ erheblichen, leider oftmals negativen Einfluss auch auf den Fußball.

Halten wir es lieber mit BVB-Profi Julian Weigl, der auf eine eventuelle Verlegung des Champion-League-Finales angesprochen wurde und sagte: „So ein Spiel soll für Jedermann sein, für Familien, ältere und jüngere Menschen, für alle Kulturen. Es soll ein Fest sein“. Wie wahr!

Wir gehen konform mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW), der aktuell eine „Null-Toleranz-Politik“ angekündigt hat. „Der Fußball lässt sich weder für Provokation noch für Diskriminierung missbrauchen“, äußerte sich der für den Amateurfußball verantwortliche Vizepräsident Manfred Schnieders im Namen des Präsidiums. Der Integrationsbeauftragte des Verbandes, Riza Öztürk, pflichtete dem bei: „Wir können und müssen Strafen aussprechen, um zu signalisieren, dass wir so etwas nicht dulden“.

Auf Geheiß des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen sind alle westfälischen Clubs seit der Saison 2015/16 dazu angehalten, die Willkommenskultur auf dem Fußballplatz zu fördern. Dazu gehört im Besonderen das Bewusstsein der Erwachsenen, seien es Spieler, Funktionäre oder Zuschauer, dauerhaft Vorbild für die Kinder und Jugendlichen in den Juniorenteams zu sein.

Vorbild zu sein heißt, allen Menschen offen und tolerant zu begegnen, unabhängig von deren Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Milieu. Dazu gibt es in Obercastrop tagtäglich auf und neben dem Platz beste Gelegenheiten.

Wir erinnern daran, dass unser Ortsteil im Südosten von Castrop-Rauxel multikulturelle Wurzeln hat. Gerade nach dem Grauen des 2. Weltkriegs und der nachfolgenden Aufbauzeit, besonders in den 60er-Jahren, auch in der Blütezeit des Bergbaus und der Zeche Erin in der Nachfolge, wanderten sehr viele Menschen zunächst aus Osteuropa, dann aus Südeuropa bei uns ein und sorgten für Wohlstand und friedliches Miteinander. Davon zeugen die vielfältigen Namen auf den Mitgliederlisten unseres Vereins.

Eine Schlussbemerkung: Unpolitisch im Sport zu sein ist, da sehen wir keinen Widerspruch, immer auch eine politische Haltung. Diese Haltung allerdings basiert immer auf der Grundlage der Menschenrechte, des Grundgesetzes und unserer Landesverfassung.

Mit Blick auf die Verantwortung gegenüber den uns im Verein anvertrauten Kindern und Jugendlichen zitieren wir den Artikel 6 Abs. (2) der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen:

„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Entwicklung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit, auf gewaltfreie Erziehung und den Schutz vor Gewalt, Vernachlässigung und Ausbeutung. Staat und Gesellschaft schützen sie vor Gefahren für ihr körperliches, geistiges und seelisches Wohl. Sie achten und sichern ihre Rechte, tragen für altersgerechte Lebensbedingungen Sorge und fördern sie nach ihren Anlagen und Fähigkeiten.“

Hier mitzutun ist uns ein gemeinsamer Auftrag!

Übrigens: Auch unser Vereinsvorsitzender, viele Mitglieder und die Verfasser dieser Zeilen verfügen über einen Migratioshintergrund. Und das ist auch gut so! (WackerMedia FV/STV)