Michael Esser im Interview: “Martin Janicki hat meine Nummer, er kann mich immer anrufen”

Foto:RHR-FOTO/Tim Rehbein

Vor 15 Jahren stand Michael Esser noch im Bezirksliga-Tor des SV Wacker Obercastrop. Mittlerweile hat der Torhüter viele Profi-Jahre hinter sich und ist im Juni von Hannover 96 zurück zum Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum gewechselt. Zurück zu dem Klub, bei dem er seine ersten Profi-Schritte zwischen 2008 und 2015 machte. Sturm Graz, SV Darmstadt 98, Hannover 96 und die TSG Hoffenheim folgten.

Doch dem SV Wacker Obercastrop blieb “Bruno”, so sein Spitzname, immer verbunden. Auch aufgrund der vielen Trainer-Jahre seines Vaters Uwe beim SVWO, aber auch, weil er beim SV Wacker immer noch viele Freunde hat. Der 33-Jährige wohnt in der unmittelbaren Umgebung der Erin-Kampfbahn und war vor der Corona-Pandemie auch des Öfteren als Zuschauer bei den Partien der Ersten dabei.

Aber aktuell liegt der Fokus erst einmal auf dem VfL Bochum. Vor dem Bundesliga-Start in Wolfsburg sprach Marcel Witte von WackerMedia mit Michael Esser über die Rückkehr nach Bochum, eine Rückkehr zum SV Wacker Obercastrop und mysteriöse Anfragen einer Altherren-Mannschaft, die an jedem Mittwochabend in der Erin-Kampfbahn trainiert.

Hallo Michael, du musstest zuletzt aufgrund einer Knieverletzung mit dem Training aussetzen. Beim Pokalspiel in Wuppertal warst du wieder dabei, wie geht es dir und dem Knie?

Mir geht’s gut, ich habe die Verletzung gut überstanden. Das Knie war zum Glück nicht so geschädigt wie zuerst gedacht. Jetzt schauen wir, dass wir gut in die Saison starten.

Du bist wieder zurück beim VfL Bochum, in der Heimat. Wie kam es plötzlich dazu?

Das hätte ich nicht für jeden Klub gemacht. Dadurch, dass meine Frau und meine Kinder weiter in Castrop wohnten, war der Wunsch da, irgendwann zurückzukommen. Dass es jetzt geklappt hat, war umso schöner. Ich hatte super Gespräche mit Sebastian Schindzielorz und Thomas Reis, von daher war klar, dass es gut passen würde.

Man merkt: Der VfL ist für dich eine Herzensangelegenheit, oder?

Ja, klar. Ich habe hier schon ein paar Jahre gespielt und schöne Zeiten erlebt. Ich hoffe natürlich, dass die zweite Amtszeit hier genauso schön wird – oder noch besser.

Hast du viele Nachrichten von Verwandten, Freunden und Bekannten bekommen?

Man hat ja sonst auch immer ein paar Nachrichten bekommen, wenn man gewechselt ist, aber dieses Mal muss ich schon sagen, dass es ein paar Nachrichten mehr waren und ich dann eine Zeit lang das Handy weggelegt habe.

Den Aufstieg des VfL hattest du aus der Ferne mitbekommen. Hattest du insgeheim, auch als Hannover-Profi, dem VfL die Daumen gedrückt? Schließlich war sogar zu hören, dass du zum Saisonfinale ins Ruhrstadion wolltest.

Die Spiele habe ich natürlich auch immer verfolgt. Für die 90 bzw. 180 Minuten, die ich gegen den VfL gespielt habe, habe ich das ausgeblendet, aber im Nachhinein habe ich mich gefreut, dass es für den VfL hoch ging.

Was erwartest du von der kommenden Bundesliga-Saison? Wo kann sich der VfL Bochum platzieren?

Es wird eine schwierige Saison, aber wir sollten die Euphorie mitnehmen. Es geht ganz klar um den Klassenerhalt und dass wir am Ende drei Teams hinter uns haben. Dafür gibt es aber eine Menge Bausteine, die dazu gehören. Zuallererst müssen wir gute Leistungen bringen, Glück ist aber auch ein Faktor. Also: Daumen drücken!

Aber jetzt bist du zurück in der Heimat. Doch die Zeit seit Karneval 2020 war für alle Menschen nicht einfach aufgrund der Corona-Pandemie. Du musst als Profi in einer Art „Blase“ leben, wie schwer fällt dir das?

Man hält sich ein Stück weit zurück. Natürlich ist man privilegiert, dass man überhaupt spielen, also seinem Beruf nachgehen darf. Ich glaube, das sollten wir zu schätzen wissen. Ansonsten kann man nicht ganz so viel machen, außer Spazierengehen oder zu Hause mit der Familie einen Kaffee trinken (lacht).

Oder eben Fußball gucken gehen beim SV Wacker Obercastrop, wenn es wieder möglich ist. Der SVWO spielt mittlerweile in der Westfalenliga, du kennst noch ganz andere Zeiten. Wie siehst du die Entwicklung des Vereins?

Die Verantwortlichen um Martin Janicki machen einen guten Job, haben das Stück für Stück weiter aufgebaut und können stolz darauf sein, wie es aktuell läuft. Wer weiß, ob es auf Dauer nicht sogar eine Liga höher geht. Aber zuerst sollte der Verein versuchen, in der Westfalenliga zu bestehen und sich dann Stück für Stück weiterzuentwickeln.

Durch die Corona-Pandemie konntest du bei Spielen auch nicht mehr in der Erin-Kampfbahn zu Gast sein. Sehen wir dich bald wieder?

Ich wohne jetzt noch ein paar Monate unmittelbar vom Sportplatz entfernt, das eine oder andere Spiel werde ich mir mal angucken.

Mit 33 Jahren darf man sich durchaus auch schon einmal Gedanken machen, wie es nach dem Karriereende weitergehen soll. Hast du schon einen Plan?

Ich würde dem Fußball gerne erhalten bleiben, vielleicht als Torwart-Trainer. Aber wie genau und wo genau, das weiß ich noch nicht. Aber ich hoffe auch, dass ich noch ein paar Jahre spielen kann. Es gab auch die eine oder andere Anfrage bezüglich einer Altherren-Mannschaft, aber da möchte ich bis jetzt noch nichts zu sagen (lacht).

Baris Özbek, Kevin Großkreutz, Marc Kruska – das sind nur drei von vielen Ex-Profis, die in den Amateurfußball zurückgekehrt sind. Wäre das für dich auch eine Option?

Das möchte ich jetzt nicht ausschließen, aber dann würde ich nicht im Tor spielen wollen. Vielleicht nochmal mit dem einen oder anderen Kollegen von früher zusammenspielen, aber bis dahin vergeht noch etwas Zeit, hoffentlich.

Dein ehemaliger Teamkollege beim VfL Bochum, Christian Mengert, Spieler unseres Westfalenliga-Teams, sagte vor einigen Wochen im Interview, dass eine Rückkehr zum SVWO, in welcher Form auch immer, eine großartige Idee wäre. Was entgegnest du ihm?

Martin Janicki hat meine Nummer, er kann mich immer anrufen. Dann schauen wir, was daraus wird.

Privat war dein Mittelpunkt aber schon immer Castrop-Rauxel. Und wird es wahrscheinlich auch nach der Karriere bleiben, oder?

Wir bauen gerade, fühlen uns wohl und wollen auch noch einige Jahre in Castrop wohnen bleiben.

Danke für deine Zeit, Michael! Hoffentlich sehen wir dich bald in unserer Erin-Kampfbahn wieder!

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